40 Jahre Städtepartnerschaft mit Skegness
  - Jubiläumsbesuch 2019 -

Traditionell müsste der Bericht wie folgt beginnen : Am Morgen des 22. August 2019, einem Donnerstag, trafen sich 32 erwartungsfrohe Reisende und Mitglieder der Sparte ‚Städtepartnerschaft‘ des KVV auf dem Domänenhof zum Jubiläumsbesuch 40 Jahre mit Skegness. Tatsächlich waren es eher schlaftrunkene Personen, die sich um 5 Uhr in der Frühe am Reisebus einfanden. Schließlich war das eine Zeit für Bäckerjungen; nicht aber für die vielen Mitreisenden.
Mit dabei war Franziska Schwarz, unsere Bürgermeisterin, die sich freute, endlich eine unserer Partnerstädte - Skegness - kennen zu lernen, was ihr vor zwei Jahren wegen des anstehenden Bürgerentscheids zur Landesgartenschau nicht möglich war.
Die Reise war von Brian Chapmann (Twinning Skegness)und Norbert Braun (Städtepartnerschaft Bad Gandersheim) zur allgemeinen hohen Zufriedenheit geplant und organisiert worden. Unser erster Fahrer führte uns -unter Beachtung der gesetzlichen Vorgaben- bis zur Autobahnraststätte Reunen bei Venlo gleich hinter der holländischen Grenze, wo ein Fahrerwechsel stattfand. Dieser hatte uns während die ganze Zeit vorsichtig und aufmerksam gefahren und wurde am Schluss mit ‚standing ovations‘ verabschiedet. Ein Fahrerwechsel in Grenznähe war sowohl auf der Hinfahrt und als auch auf Rückfahrt nötig, um die maximalen täglichen Lenkzeiten einzuhalten.
Die Fahrt führte uns durch Holland, Belgien und Frankreich nach Calais, wo wir uns nach einer Schlangenlinienfahrt durch das Hafengelände der französischen Ausreise- und englischen Einreise-Kontrolle stellen mussten. Danach konnte unser Bus recht bald auf das zum Ablegen und Auslaufen bereite Fährschiff rollen. Die See war spiegelglatt, so dass wir - wie auch auf der Rückfahrt - eine angenehme Überfahrt hatten.
In Dover, wo wir beim Einlaufen einen ausführlichen Blick auf die berühmten Kreidefelsen hatte, begann der 340 km lange letzte Abschnitt unserer Anreise. Er führte uns an Canterbury vorbei nach Dartford am östlichen Stadtrand Londons, wo die Themse letztmalig vor der Nordsee in einem vierspurigen Tunnel nordwärts und einer vierspurigen sehr hohen Brücke südwärts gequert werden. Von dort aus erreichten wir an Cambridge vorbei über Peterborough und Boston endlich unser Hotel in Skegness.
Dort hatten sich zahlreiche Mitglieder der ‚Twinning Association‘ und auch private Gastgeber eingefunden, die uns herzlichst begrüßten. Insgesamt war die Gastfreundschaft überwältigend und wir werden uns bei Gegenbesuch nächstes Jahr kräftig anstrengen müssen, es gleich zu tun. Danach war jeder froh, in ein Hotelbett oder ein Bett bei den privaten Gastgebern sinken zu können.
Das Programm des nächsten Tages begann zu der ‚zivilen‘ Zeit von 11 Uhr mit dem Besuch von Gibraltar Point, einem 10 km südlich Skegness am Ufer der Nordseebucht The Wash gelegenen, 4,3 km² großen Naturschutzgebietes. Das weite ebene mit Gras und kleinen Büschen bewachsene Land aus Dünen, Sümpfen und Lagunen hat viele beeindruckt. Uns wurde erläutert, wie wichtig dieses Gebiet als Naturschutz- und Rückzugsgebiet und wie viele seltene und scheue Tierarten und auch Pflanzenarten hier zu finden sind.
Es traf sich, dass die Skegness Art Group von Amateur Künstlerinnen und Künstlern im alten Küstenwach-Häuschen (und neben zusätzlich erbauten Informationsgebäude) ihre Jahresausstellung hatte und viele bemerkenswerte Arbeiten gezeigt wurden.
Diesen Gibraltar Point von Skegness kann man leicht googeln. Es gibt aber in England rund ein Dutzend weitere Gibraltar Points, die die einsame, entfernte Lage gemeinsam haben. Der Name leitet sich von der felsigen, ‚kolonialen‘ Besitzung Großbritanniens an der Südspitze der Iberischen (spanischen) Halbinsel her.
Empfang im RathausFür den Nachmittag war die offizielle Begrüßung und Eröffnung bei Kaffee und Kuchen im Ratssaal angesagt. Jedoch gab es vor dem Genuss die ‚Arbeit‘ : Vor dem Rathaus wurden wir vom Stadt-Ausrufer in historischer Gewandung empfangen. Er begrüßte uns in Deutsch und Englisch, wünschte einen angenehmen Aufenthalt und ein Weiterbestehen und Wachsen der Städtefreundschaft. Im Ratssaal gab es dann die Jubiläumsansprachen von beiden Bürgermeistern, verbunden mit dem Austausch von Gastgeschenken.. Danach gab es zu Kaffee und Tee außer Kuchen und Gebäck auch viele Sandwiches.

Am nächsten Tag fuhren wir nach Norwich. Etwa zwölf Kilometer vor der Stadt blieb der Bus auf einem großen Park-and-Ride von dem aus wir mit einer Pendelbuslinie die Innenstadt zu erreichten. In der Mittagszeit wurde zu einem Erstligaspiel Norwich gegen Chelsea (Ergebnis 2 : 3) angestoßen und die Stadt war voll von Fans. Allerdings benahmen sich alle unauffällig und gesittet – im Gegensatz zu dem, was hin und wieder in deutschen Großstädten üblich ist. Und daher konnte ich kein Taxi bekommen, als ich mich auf den für mich beschwerlichen Auf-und-ab-Weg von der Kathedrale zum Busbahnhof fahren lassen wollte.
Wohl kaum jemand von uns war von der Heiligen Dreifaltigkeits Kathedrale nicht beeindruckt, die sich auf einer Anhöhe mit 96 Meter hohen Vierungsturm erhebt – dem zweithöchsten in England. Ist das weithin sichtbare Äußere (neben dem ebenso markanten Block des Norwich Castle) schon imponierend, so wird es im Inneren von dem Mittelschiff getoppt. Dieses ist 140 m lang und 35 m hoch und wurde zwischen 1096 und 1145 im normannischen Stil errichtet. Die 15 Rippen an den Pfeilern der 14 Joche entfalten sich zu Fächer-Stern-Gewölben. Die meisten ‚Seitenwände‘ werden von riesigen historischen Buntglasfenstern ausgefüllt, die von einigen recht jungen Fenstern aus bemaltem Glas ergänzt werden. Der grandiose Eindruck wird durch das bunte Westfrontfenster vollendet, das den gesamten Querschnitt das Mittelschiff ausfüllt.
Die Rückfahrt wurde im The Anchor Inn in Sutton Bridge unterbrochen, wo wir zum Abendessen eingeladen waren. In der Vorbereitung hatte jeder Reisende zwischen sieben Speisen auswählen können.
Am Sonntag und drauffolgenden Montag war die Stadt und der Strand rappelvoll, denn der letzte Montag im August ist unter dem Namen Bank Holiday (Bankferien) ein gesetzlicher Feiertag und wer würde das verlängerte Wochenende nicht zu einem Kurzurlaub nutzen. Wie man hörte, war der öffentliche Busverkehr teilweise zusammengebrochen.

Der Tag führte uns zunächst zum Alford Manor House, wo ein Kunstmarkt, Folklore-Vorführungen und Jahrmarktsbunden zum Rundgang (und Kaufen) einluden. Weiter ging es zur Radcliffe Eselpflegestation, wo die zahlreichen pflegebedürftigen, aber zutraulichen Esel die Herzen der Tierfreunde unter uns höher schlagen ließen. Die gemütliche Rundfahrt wurde durch ein Eisessen bei dem Ökobauer Brown abgeschlossen.

Für viele war der Auftritt der Skegness Silver Band in der St. Matthäus / St Matthew Kirche der Höhepunkt der Reise. Diese Band war vor fünf Jahren mit großem Erfolg in Lamspringe und Bad Gandersheim aufgetreten und es wurde gemunkelt, sie könne bald wieder nach Bad Gandersheim kommen. Obwohl acht der fünfundzwanzig Bandmitglieder verhindert waren, war es formidables Konzert mit 12 arrangierten Stücken von Johann Pachelbels Kanon über eine Games of Thrones - Melodie und vom Obladi Oblada der Beatles über Myfanwy (einer traditionellen walisischen Melodie) bis Charles Aznavours She. Wie in englischen Konzerten verbreitet moderierte der Dirigent sein Konzert mit launigen Zwischentexten und brachte die Zuhörer zum Schmunzeln.

Im Anschluss an das Konzert und vor der Rückfahrt ins Hotel gab es ein kleines Buffet im abgetrennten Cafébereich der Kirche.
Für den Montag war Freizeit vorgegeben, der nach Lust und Laune zum Besuch des Strandes, zum Schwimmen in der Nordsee, zum Besuch der ‚Las-Vegas-Welt‘ an der Strand Promenade, zum Shoppen oder anderswie genutzt wurde.
Tombola mit den EngländernAls Abschluss des Tages und des Aufenthalts in Skegness waren wir zum Festessen mit anschließender Tombola ins Crown Hotel eingeladen, wo ein Großteil unserer Gruppe untergebracht war. Wie schon bei der Begrüßung gab es ‚Arbeit‘ vor dem Genuss. Hatten bei der Begrüßung die Kommunen und ihre Repräsentanten im Vordergrund gestanden, ging es jetzt mehr um die Vereine. Julie Chapman hatte eine Jubiläumstorte im Stil einer englischen Hochzeitstorte gebacken, die von B. Chapman und N. Braun mit vereinten Kräften angeschnitten wurde. Danach nahm das Hauspersonal die Torte mit in die Küche und teilt sie so in Stücke auf, dass jeder Anwesende etwas abbekam.
Es folgte eine Tombola (ruffle), die durch Sachspenden der Gastgeber ermöglicht wurde. Einige konnten bis zu fünf Gewinne anhäufen. Stolz wurde am Ende der Reingewinn (und Zweck der Veranstaltung) verkündet: über dreihundertfünfzig Pfund, die für die kommende Arbeit und den bevorstehenden Besuch in Deutschland verwendet werden soll.
Am Dienstag begann die Rückreise, die auch eine Nacht bei Cambridge beinhaltete. Ein traditionelles Vergnügen war das Stocherkahnfahren auf dem Fluss Cam, das wir sehr genossen. Da die Boote sehr flach sind, liegt man eher als dass man sitzt. Die Fahrt führte an den Rückseiten bekannter Colleges wie King’s College, Queen’s College, Trinity College vorbei und zeigte überall gepflegte Rasenflächen. Dem schloss sich eine Führung durch Cambridge an, die zum Rathaus und zahlreichen Colleges führte. Die King’s College Cathedral beeindruckte genauso wie die in Norwich, da sich beide in Größe und Ausstattung sehr ähnlich sind.
Die Nacht verbrachten wir in einem kleinen Schloss, Madingley Hall, etwas außerhalb von Cambridge, , das heute auch als

Universitätsinstitut zur pädagogischen Weitbildung genutzt wird. Der dazugehörige Garten ist ein absoluter Hingucker: Alter Baumbestand, englisch gepflegt, riesig. Ein englisches Pub, fußläufig erreichbar, ließ uns den letzten Abend gemeinsam in typisch englischem Ambiente verbringen.
Am nächsten Morgen ging es dann über Dover und Dünkirchen zurück. Direkt hinter der holländischen Grenze gab es am Abend noch ein großes Abschiedsbuffet, was die lange Rückreise (Ankunft 2:30 Uhr) mehr als wettmachte.
Der Twinning - Besuch war ein tolles Erlebnis. In Zeiten von Brexit-Wirrwarr ein Zeichen dafür, dass es in Europa und besonders auch in England eine Sehnsucht nach Gemeinsamkeiten gibt. Dies formulierte N.Braun in seiner Festrede zum 40igsten Jubiläum des Bestehens der Partnerschaft mit den Worten: „Wir halten diesem ganzen Brexit-Wahnsinn etwas entgegen. Und ich denke, dass wir darauf stolz sein können, 40 Jahre immer wieder zu propagieren, dass auf der anderen Seite des Kanals Menschen leben, mit denen es Spaß macht zu reden, zu diskutieren, zu lernen und – zu verstehen.“
Freuen wir uns auf den Besuch der Engländer im nächsten Jahr in Bad Gandersheim!


 

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